Mein Heimerlebnis (Mein Heimerlebnis)

Peter Henselder, Sonntag, 15.11.2009, 05:33 (vor 5276 Tagen)
bearbeitet von Klaus Grube, Sonntag, 15.11.2009, 10:04

Mein Erlebnis im Heim(Waisenhaus)

Die ersten Erinnerungen die ich selbst habe fängt mit dem Kindergarten im alten Gebäude an. Ich war u.a. bei Frl. Offermann im Kindergarten Bin nach meiner Kindergartenzeit zur Knabengruppe von Schwester Theonita gekommen. Damals hieß diese Gruppe noch Knabengruppe und nicht UF 5. Wir hatten unsere Gruppe im Gebäude(Altbau) links neben dem Casino gehabt. Es gab dort eine gewisse Rangordnung innerhalb der Gruppe. In dem ersten Jahr in dieser Gruppe hatte ich auf dem Hof vor unserem Haus einen schweren Unfall gehabt wo man den Arzt Dr. Ohnsorg heranzog. Er hatte noch an der Unfallstelle erste Hilfe geleistet, mußte mich dann aber mit dem Krankenwagen in die UNI Klinik begleiten. Aus späteren Nachforschung bei der UNI-Klinik Köln bekam ich mit, dass ich nach der OP klinisch Tod war, und danach zwei Tage im Koma gelegen habe. Aus dieser Zeit kamen dann auch die Spätfolgen unter denen ich bis heute noch leide. Ich habe bis heute gelernt mit Schmerzen zu leben.
Ein viel schlimmeres Erlebnis war das 5 jährige Martyrium der sexuellen Übergriffe Erwachsener. Am Anfang hatte ich es meiner Gruppen-Schwester mit geteilt und bekam direkt danach eine Tracht Prügel (mit dem Handfeger), weil man mir der Lüge bezichtigte. Ich habe daraufhin geschwiegen und alles über mich ergehen lassen. 1987 habe ich das erste Mal darüber gesprochen, als ich in der Diözese vor einem Ermittlungspfarrer für ein Kirchengerichtsverfahren geladen wurde. Ich hatte ihm damals diese Übergriffe erzählt und fragte ihn wie man gegen die Kirchenperson seitens der Diözese vorgehen möchte. Daraufhin hat er mir gesagt, dass diese Person das mit dem lieben Gott ausmachen müßte.

Ich wurde immer wieder von anderen Kinder gehänselt weil ich rotes Haar hatte und Stotterte (durch den schweren Unfall). Man hatte nie etwas gegen mein Stottern unternommen. Ich habe erst mit 18 Jahren einen Therapeuten aufgesucht, der mir das richtige sprechen bei brachte und auch wie ich es hin bekomme das ich dennoch frei sprechen kann, auch wenn man Wörter nicht aussprechen kann. Heute habe ich bei den vielen Fremdwörtern immer noch Probleme. Fremdsprachen kann ich keine lernen da ich dies nur mit gewissen Therapeuten machen kann, den man selber bezahlen muß.
Ein Erlebnis aus der damaligen Schule:
Jedes mal wenn wir mit dem Lehrer Bosseler schwimmen gegangen sind, wurde ich permanent durch ihn ins Wasser geschmissen, weil ich Angst hatte ins Schwimmbad zu gehen. War ich einmal im Wasser so kamen andere Kinder und tauchten mich unter das Wasser. Bosseler amüsierte sich darüber. Auch in seiner Klasse gab es nur Zucht und Ordnung. Er lief immer mit einem Linear in seiner Hand herum und setzte dieses als Schlaginstrument ein.
Wir hatten auch beim Spielen(als ich 5 war) auf unserem Spielplatz ein Todesfall erlebt. Einer unserer Kinder (beim Schlagballspielen) starb während des Spielens. Worauf man das Schlagballspiel dann verbot. Es hieß dann nur, dass der Junge am Herztod gestorben sei. Der Junge wurde dann im Keller bis zu seiner Beerdigung am Südfriedhof aufgebahrt. Genau in diesem Raum mußten wir Abends immer wieder die Toten Schwestern besuchen. Als Kind ein sehr schreckliches Erlebnis. Daher kamen auch so manche Alpträume.


Zu den angenehmen Dinge aus dem Heim sei gesagt: Ich bekam mit 6 Jahren zu Weihnachten einen Fotoapparat(„Boxapparat“) geschenkt. Ich habe mit dem Geld von meiner Mutter, welche sie mir zugesteckt hatte, die Filme, die Blitzwürfel und die Entwicklungen bei Foto Nathan, Berenratherstr., bezahlt. Der Besitzer des Fotoladens hatte mir auch beigebracht worauf ich beim fotografieren achten soll und wie man die Fotos selber entwickeln kann. Ich durfte später meine Fotos in seinem Labor selbst entwickeln. Das war auch ein Grund weshalb mich im Lehrlingsheim, Herr Rehbach auch im dortigen Fotolabor die Bilder entwickeln ließ. Foto Nathan hat mir auch die Möglichkeit gegeben das ich bei ihm seine Auftragsbilder entwickeln durfte und dafür bekam ich dann einen Voigländer Fotoapparat mit eingebauten Belichtungsmesser. Später habe ich noch eine Filmkamera bekommen und habe mit Normal8 Filme im Heim gedreht.
Auch hatte ich bereits 16mm Filme im damaligen Altbau bei Abrissarbeiten gefunden die ich in der Schule mir mit Herrn Eul später angesehen habe. Unsere Schwester Klara Candida hatte mir die Erlaubniss erteilt das ich diese behalten durfte, da man dafür keine Verwendung hatte und sie im Altbau(Keller) gelassen hatten. Ich habe Ende der 50 Jahre und Anfang der 60 Jahre bei allen Anlässen Fotos gemacht, sei es über Karnaval (Kindersitzung mit dem Präsidenten Heinz Helmut Simon), sei es über die jährlichen Taxifahrten zum Altenberger Dom oder sie Schiffstouren, die Meßdienerfahrten mit dem Pfarrer Hilberath, die Sommerurlaube in Kloster Steinfeld oder später die Touren mit Herrn Rehbach,(Radtouren nach Holland) Gibson/Neuman nach Süddeutschland und Schaffhausen.
Ein zweites Hobby wurde mir auch in diesem Heim ermöglicht. Ich lernte Konzertgitarre, Geige (in der Schule an der Nikolauskiche), Zitter bei der Schwester Amanzias und Klavier durch Wolfgang Wiegers der mit mir im Gitarrenunterricht und in meiner Gruppe war.
Das Instrument Zitter hatte ich auch im besagten Abrisshaus gefunden und durfte nach Rücksprache mit der Schwester Amanzia behalten, wenn ich dieses Instrument bei ihr lernen würde. Sie hatte die Absicht das ich zu Weihnachten im Festsaal auf der Zitter spielen sollte. Es kam aber nie dazu weil ich mit der Gitarre immer spielen mußte.
Heute habe ich sehr viel davon. Ich schreibe selbst Musik und auch Texte. Habe einige Lieder veröffentlicht und habe bereits für meinen Dokumentar-Spielfilm über das Heim zwei Lieder mit Musik geschrieben. Die Musik hat mich in meinem ganzen Leben über alle Höhen und Tiefen geholfen. Das spiegelt sich auch in meinen Texten wieder.

Heute habe ich beide Sachen, das Filmen und die Musik zu meinem Beruf gemacht. Ich habe sehr viel erlebt und habe auch meine Kinderträume ermöglicht. Bis auf einen, den ich mir zu meinem 60 Lebensjahr verwirklichen werde. Ich habe Rußland, Afrika, Portugal, Spanien bereist und auch dort längere Zeit gelebt. Mein letzter Traum ist Australien. Ich wollte als Kind immer Kameramann beim Fernsehen werden. Leider hat der zuständige Herr vom Arbeitsamt mit mitgeteilt das ich diesen Beruf nicht ausüben kann, da ich eine Fotolehre machen müßte. Dies ginge nicht, da ich zu seinem Gespräch feuchte Hände hatte und ich damit keine Fotos entwickeln konnte. Schwester Klara Candida hatte geschwiegen. Auch als ich dem Herrn sagte, dass ich bereits bei einem Fotohändler Foto entwickele und bei ihm auch die Lehre machen könnte, hatte er dies nicht zugelassen. Soviel zum Thema Förderungen der Fähigkeiten von Kindern. Ich habe Foto und Filmen danach immer wieder als Hobby betrieben. Bis ich durch unser Ministerium nach Rußland geschickt wurde. Dort habe ich Fritz Pleitgen getroffen und mit ihm einiges in Rußland erlebt. Er hatte mich ermutigt weiter zu machen und hatte mir erzählt wie er zu dem wurde was er heute ist. Seit fünf Jahren habe ich jetzt ein Fernsehjugendprojekt mit Künstler und einer Journalisten Schule. Ich mache jede Woche meine Sendungen. Wir haben mit den Jugendlichen auch schon einen Fernsehpreis erhalten. Wir haben heute Themen mit Jugendliche in Arbeit, damit sie mehr Verantwortung übernehmen, die sie durch ihre Erziehung nicht erhalten. Jugendliche können zu den Themen wie „Gewalt gegen Jugendliche und durch Jugendliche“, „Drogen und Alkohol“, „Rechte Gefahr“, „Migrationskonflikte“ und „HIV und Aids und ungeschütztes Sexverhalten“ selbst Fernsehsendungen für Jugendliche machen. Wir haben dieses Jahr mit dem Deutschen Kinder Hilfwerk und unseren HipHopMusikern eine Charity-Veranstaltung gegen Kinderarmut ins Leben gerufen. Dabei wurde auch ein Fernsehfilm mit Kindern die arm sind, gedreht.
Auch arbeiten wir eng mit Bundespolitikern zusammen. Für die Charity gegen Kinderarmut haben wir seitens des Bundespräsidenten, des damaligen Bundesaußenminister und dem FDP Vorsitzenden die Unterstützung erhalten.

Dies ist ein kurzer Einblick in mein Leben. Alles weitere wird bestimmt noch in einer Buchform erstellt werden. Die Kindererlebnisse aus dem Heim werden ich aber dokumentarisch verfilmen und zum Zeitpunkt des Entschädigungsgesetz im Bundestag, veröffentlichen.(vorraussichtlich 2011)

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