Katholisch oder Evangelisch? (Suche ehemalige Heimkinder aus Sülz)

Peter Henselder, Sonntag, 24.01.2010, 19:55 (vor 5622 Tagen) @ Klaus Grube

Hallo Klaus,

Der Wohfahrtwaisenpflege der Stadt Köln unterstand das städtische
Kinderheim, das aufgeteilt war in das katholische Waisenhaus Köln-Sülz
und das evangelische Waisenhaus Köln-Brück. Herr Abeln war der Direktor
beider Einrichtungen. Übrigens Direktor Abeln war ein laisierter
katholischer Priester.
Vielleicht kann man sich diese strenge Trennung heute nicht mehr
vorstellen; Es gab ja auch bis in die 60ziger Jahre hinein in Köln
Schulen, die in evangelisch und katholisch getrennt waren, und wo auf
dem Schulhof mitten drüber eine Mauer verlief. Erst im Zuge des 2.
Vatikanischen Konzils hat sich im Verhältnis der Konfessionen eine
Änderung angebahnt. Ich erinnere mich noch sehr genau, als zum 50.
Jahrestag des Sülzer Heimes auch ein evangelischer Superintendent eine
Ansprache im Saal gehalten hat. Das war für Sülz etwas ungehört Neues.
Die Pflicht zur Aufnahme gleich welcher Konfession bestand natürlich.
Dafür gab es im Aufnahmegebäude eine eigene Gruppe, doch war diese
Gruppe nur Durchgangsstation in ein evangelisches Heim. Die Gruppe wurde
zu meiner Zeit, wenn ich mich richtig erinnere, von einer Frl.
Schweitzer oder Scherzer geleitet. Ich kann mich an Kinder erinnern, wenn auch nicht mehr an ihre Namen, die ins Küpperstift, Kerpenerstraße, und nach Brück
kamen. Übrigens gab es die strenge Trennung nach Konfessionen im Lehrlingsheim
nicht.
Das Du katholisch erzogen wurdest, obwohl Du evangelisch getauft warst,
ist kurios, weil die Angabe der Konfession in Deutschland Pflicht ist.
Deshalb wird sie schon in die Geburtsurkunden eingetragen. Ich weiß
natürlich nicht, was bei Dir der Hintergrund ist, vielleicht die
Nottaufe, von der Du sprichst, dann war aber der Wille Deiner Eltern,
soweit vorhanden, für Deine Kirchenzugehörigkeit entscheidend. Es ist
wohl davon auszugehen, daß Du gleicher Konfession sein solltest wie
sie.
Wenn Du zum zweiten Mal getauft wurdest, dann wohl wegen der
Unsicherheit, ob eine erste Taufe stattgefunden hat oder ob sie gültig
war. Dies war in Sülz nicht unüblich. Ich kenne einen, wo das geplant
war, dann wurde aber noch der Taufschein vorgelegt. Alle diese Vorgänge
müssen im Kirchenbuch, die die Geistlichen führen mußten, Hermesdorf,
Hilberath, Kreuzberg, zu finden sein.
Es ist durchaus möglich, daß in Sülz später die strenge Trennung
zwischen evangelisch und katholisch nicht mehr beachtet wurde;
gleichwohl war die religiöse Erziehung immer noch mächtig. Das mag auch
damit zusammenhängen, daß die Kinder ja irgendwann auch in die
öffentlichen Schulen gingen, wo die evangelischen Kinder dann auch
evangelischen Religionsunterricht bekamen. Das es so etwas zu meiner
Zeit in Sülz gegeben hat, daran kann ich mich jedoch nicht erinnern.

LG Peter


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