Bericht: Teufel in Nonnentracht (Sonstige Themen)

Peter Henselder, Sonntag, 31.01.2010, 16:59 (vor 5171 Tagen) @ Klaus Grube

Hallo Klaus!

Sorry, ich habe den Eindruck, daß Du über den Ablauf der Euthanasie im
Dritten Reich nur ungenügend informiert bist. Die Euthanasie beruhte auf
einem Geheimbefehl Hitlers und dazu wurde ein bestimmtes Gremium
geschaffen, daß Hitler unmittelbar unterstand. Zu diesen Personen
gehörte auch Tillmann, und allein diese Stellung unmittelbar Hitler
zugeordnet, zeigt, daß Tillmann durch und durch ein Nazi war und voll
hinter der Nazi-Ideologie stand, sonst wäre er wohl kaum in diese
Position gekommen.

Als die Euthanasie los ging, und Familienangehörige Mitteilungen
darüber erhielten, daß Betroffene gestorben seien, dann aber
Todesursachen angegeben wurden, die nicht sein konnten, etwa Entfernung
des Blinddarms, obwohl der schon Jahre vorher entfernt worden war,
liefen bei Staatsanwaltschaft und Gerichte die Klagen ein, denn die
Getöteten, auch wenn sie nicht rechtsfähig waren, waren doch Träger von
Rechten und teils im Besitz eines ansehnlichen Vermögens, d.h. hier
stellten sich eine Menge Fragen, und eine ganze Reihe von Rechtsanwälte
haben damals Strafantrag gegen Unbekannt wegen eines Tötungsdelikts
gestellt. Staatsanwaltschaft und Gerichten wußten nicht, wie sie damit
umgehen sollten, so wurde die Anordnung erlassen, alle diesbezüglichen
Vorgänge dem Reichsjustizministerium zu übergeben. Dort wurden sie
gesammelt und dann, da keine gesetzliche Grundlage für die Euthanasie
bestand, an besagtes Büro weitergegeben, also an das Büro, wo Tillmann
war. Anders als bei der Judenverfolgung stieß die Euthanasie auf
heftigen Widerstand. Daraufhin wurde sie offiziell eingestellt,
inoffiziell aber weiter betrieben. Dazu gehört schon eine Menge
krimineller Energie, nicht wahr!

Das Kinder im Rahmen des Euthanasieprogramms in Sülz getötet wurden,
hat niemand behauptet. Doch wurden Kinder aus Sülz in die entsprechenden
psychiatrischen Einrichtungen gebracht, wo das dann geschah. Ältere
Nonnen haben hinter vorgehaltener Hand davon berichtet, wie die damalige
Oberin mit zwei Herren durch die Häuser gegangen ist, wobei die
entsprechenden Kinder ausgesucht wurden.

Sorry Klaus, auch das gehört zur Geschichte des Sülzer Kindesheimes!

LG Peter


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